Mit Legenden statt Konzepten

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Die nächste enttäuschende Saison von Rapid Wien dümpelt dem Ende entgegen. Viel ist passiert. Wenig Gutes war dabei. Die Jahrhundert-Blamage gegen Vaduz, eine desaströse Bilanz gegen die Favoritner. Und ein wachsender Abstand zu Salzburg, Linz und Graz.

Salzburgs Vorsprung schrumpft …

Man hatte es ja leider in seinen bösen Vorahnungen irgendwie schon immer drinnen. Wenn denn dann irgendwann mal der Serienmeister die Konkurrenz nicht mehr ganz so krass deklassiert wie in den Jahren davor, dann werden es wohl ziemlich sicher nicht wir sein, die davon profitieren.

Was hatte man nicht immer von Jahr zu Jahr gehofft. Salzburg hatte wieder im Sommer seine 3 bis 6 besten Kicker verkauft. Na, aber das werden sie heuer nicht ausgleichen können. Nächste Saison sind sie sicher schwächer. Ohne Haaland, ohne Mané, ohne Keita, ohne Laimer, ohne Schlager …

Und natürlich wurden sie auch in der nächsten Saison wieder Meister. Meist mit zweistelligem Punktevorsprung.

Es war damals schon merkwürdig, dass man ja gar keinen eigenen Aktionsplan in Hütteldorf startete, um vielleicht selbst besser zu werden. Nein, nein, nein, man wartete darauf, dass der Gegner schwächer wird. Wurde er nur nicht. Und wir wurden auch nicht besser. Bei uns in Hütteldorf wurde weiter gefeixt über den Rolls Royce in Salzburg oder über den Dagobert Duck oder sonstwas Lustiges halt. Blöde Witze statt kluger Pläne halt. Hilflos halt.

Darum wurde bei uns leider nur selten so gejubelt in den letzten Jahren.

Und wenn dann gegen Ried oder Klagenfurt …

… und Graz und Linz holen auf

Irgendwann reichte es aber wohl den Verantwortlichen in Graz und Linz. Sie begannen konzeptiv zu arbeiten und auf blöde Schmähs und lustige Sprüche zu verzichten. Man investierte in Scouting und Kaderplanung, man entwickelte einen Plan, wie die jeweilige Mannschaft spielen sollte und richtete danach auch die Transfers aus.

Und während unser Scouting maximal bis in die Südstadt oder für ganz dubiose Transfers reichte, holten die Grazer und die Linzer viele gute Kicker. Zum einen als Kaderverstärkung, zum anderen als Wertanlage. Yeboah, Nakamura oder Hojlund, um nur ein paar zu nennen. Während wir mit Kitagawa und Badji wahre Volltreffer landeten oder die größten Talente verschenkten.

Und es zahlt sich aus. Graz gewann heuer den Cup. Und warf Salzburg aus dem Rennen, besiegte den LASK und erteilte uns im Finale eine Lektion, was Herz und Hirn anbelangt.

Auch in der Liga ist Graz knapp an Salzburg dran, Linz nicht weit dahinter. Während wir aktuell auch nach der Halbierung der Punkte gerade mal halb so viele Punkte haben wie Salzburg. (42 vs 21)

Da hat sich auch nicht viel geändert. Man hat ja auch in der Herangehensweise nichts (NULL) geändert. Man holte als Trainer halt wieder einen Ex-Rapidkicker nach dem Ex-Rapidkicker Kühbauer. Der Ferdl folgt auf den Didi. Und es wurde sogar noch schlimmer als befürchtet. Blamage gegen Vaduz plus peinliche Niederlagen in Serie. Und dann, dann übernahm halt der nächste Ex-Rapidkicker den Trainerstuhl. Seinen Job als Sportdirektor übernahm derweil ein anderer Ex-Rapidkicker.

„Legenden“ ersetzen in Hütteldorf Konzepte

Und dann sumpert man also weiter. Der Trainer B. jammert über den Kader, den er in den letzten Jahren für einiges an Geld zusammengekauft hatte. Aber da kann er natürlich nix dafür. Weil diese Spieler wollte ja der damalige Trainer. (Und wer wollte eigentlich den damaligen Trainer?)

Nun steht man also da mit einem Kader ohne Qualität und weiterhin natürlich ohne irgendeinen erkennbaren Plan auf dem Feld.

Rapid steht ja auf dem Spielfeld faszinierenderweise für nichts, wirklich für gar nichts.

  • Wir verteidigen richtig richtig schlecht – wir sind defensiv ein offenes Scheunentor
  • Wir pressen so gut wie nie – und wenn dann nicht gemeinsam und mit Plan
  • Wir spielen auch nicht offensiv – wir schaufeln alles auf Burgstaller und hoffen, dass dem was einfällt
  • Wir spielen nicht gut durch die Zentrale
  • Wir spielen auch nicht gut über die Flügel
  • Wir sind auch nicht ballsischer
  • Wir sind auch nicht schnell
  • Wir haben keine guten offensiven Standards
  • Wir haben keinen Plan bei Standards gegen uns
  • u.s.w.

Unser zentrales Mittelfeld ist ein Irrsinn. Rumpelkicker noch und nöcher. Keiner der ein Spiel auch nur im Ansatz lenken oder leiten könnte. Primitive Zerstörer, die gelbe Karten sammeln und sonst nix.

Kein Plan. Aber dafür „Legenden“ soweit das Auge reicht. Rapid wurde in den letzten Jahren zu einem Auffangbecken gescheiterter Ex-Rapidkicker. Die gurken im Nachwuchs herum, bereichern irgendwelche Legenden-Stammtische und Jux-Kickerl. Und bringen sich wohl schon in Position, wenn der nächste Trainer geht. Dann sitzen Kulovits und Carsten Jancker schon erste Reihe fußfrei.

Bild zeigt: Teamfoto Rapid Legenden, SK Rapid Wien Legenden – Boston Braves, 21.08.22, Allianz Stadion, Wien, Austria © Red Ring Shots

Wann ist denn ein Ex-Kicker eine Legende?

Und man fragt sich ja irritiert, wer denn bei Rapid heutzutage gleich mal als Legende gilt. Offenbar jeder, der mal für gute Kohle das grünweiße Trikot getragen hat, ein paar gute Spiele machte und dann für noch mehr Kohle zu einem anderen Klub entschwand. „Legendär“ halt.

Für mich gibt es zu (meinen) Lebzeiten bisher maximal vielleicht 10 Rapid-Legenden. Und davon zerspragelt sich gerade mal 1 in mehreren Funktionen für Rapid. Und das ist der Fußballgott. Die anderen Legenden arbeiten alle nicht mehr bei Rapid. Und die, die jetzt bei Rapid arbeiten, waren nie Legenden.

Ein Highlight ist für mich unser Co. Der Sohn einer Legende. Mit diesem Co haben wir auch noch nie irgendwas gewonnen. Er macht unser Spiel auch in keiner Form irgendwie besser oder interessanter. Manche Spaßvögel bei Sky halten ihn immer noch für ein Mastermind bei Standards. So viel Humor muss man mal haben angesichts unser peinlichen Standards. Also wie Kerschbaum unlängst die Bälle über den Strafraum drosch. Aber Hicke junior ist immer noch da. Und keiner weiß warum.

Egal. Es ist nur bitter zu sehen, wie eine merkwürdige Vorstellung von Stallgeruch und Vergangenheit dem Verein jede Zukunft verbaut. Es wird weiter ohne Plan und Konzept gearbeitet. Jetzt hofft man halt, dass der Katzer (der für einen Hawara einen recht sympathischen und cleveren Eindruck macht) irgendwie den Kader so umbaut, dass wir mal wieder den Top 3 näher kommen könnten. Eine trübe Hoffnung, da die in Graz und Linz auch nicht schlafen und schon Vorsprung habe.

Aber das passiert alles so recht freihändig und auf gut Glück und vielleicht stopft der Tojner noch ein paar Euro dazu, damit wir den Linzern oder Grazern mal einen vor der Nase wegkaufen können.

Long story short: Rapid hat keinen Plan. Rapid will auch gar keinen Plan haben. Solange man am Stammtisch mit dezentem Bierwamperl von den guten alten Zeiten erzählen kann. Man ist resistent gegen Expertise von Profis, die nie zuvor das grünweiße Trikot getragen haben. Und darum ist man aktuell auch Nummer 5 in Österreich. Und bald ist man Nummer 7. Und in 10 Jahren freut man sich dann darüber, wie souverän man heuer den Klassenerhalt geschafft hat. Mit Trainer Kavlak und Sportdirektor Drazan. GWG!

3 Kommentare Gib deinen ab

  1. Walter NEUWIRTH sagt:

    Es ist genau auf den Punkt gebracht

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  2. Günter Cizek sagt:

    Volltreffer!!! Mitten ins grün-weisse Herz, aber besser kann man die letzten 15 Jahre – seit unserem letzten Meistertitel – nicht beschreiben !

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  3. Nera Palinic sagt:

    Sehr geehrter Herr Garteck,
    wir von Skysportaustria würden gerne mit Ihnen in Kontakt treten bezüglich einer Anfrage. Bitte um Rückmeldung, wenn sie das sehen. Danke!

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