Kein Vergleich
Wohin geht die Reise mit unserer Rapid? Schaut man sich die Ausbeute an Punkten an, dann kann man ganz getrost sagen, die Richtung stimmt. Vor der letzten Partie des Grunddurchgangs in Wolfsberg, in der es auch um den dritten Platz geht, steht Rapid tabellarisch eindeutig besser da, als letzte Saison. Mit dem peinlichen Unteren Play Off haben wir heuer nix zu tun, das war schon früh klar. Diese unangenehme Peinlichkeit bleibt in diesem Jahr den Lilanen aus Favoriten vorbehalten.
Schaut man sich an, was unser neuer Sportdirektor seit seinem Start im Sommer so bewegt, dann stimmt das auch durchaus optimistisch. Ich habe persönlich das Gefühl, es hat Hand und Fuß was der Zoki da angeht und umsetzt. Kein Vergleich zum zaudernden Schweizer Vorgänger, der meist am letzten Tag der Transferphase irgendeinen Stürmer von irgendwoher „zauberte“. Meist nachdem die interessanteren Kandidaten alle abgesagt hatten. Noch ist auch bei Barisic nicht alles Gold, was glänzt, aber mir gefällt auch dass das Augenmerk wieder stärker auf unseren eigenen Nachwuchs gelegt wird. Junge Spieler werden hochgezogen und bekommen die Chance mit der Ersten zu trainieren. Hier wünsche ich mir manchmal fast noch mehr Mut, denn der Sprung ins kalte Wasser kann manchen Hochbegabten nur guttun. Weniger Angst vor dem Verheizen. Aber auch hier hätte ich natürlich das Gefühl, dass der SD schon weiß, was er tut.

Lernen vom LASK
Also alles in allem, durchaus Gründe wieder Optimismus in Hütteldorf aufkeimen zu sehen. Von einer strahlenden Zukunft will ich gar nicht erst reden. Denn dazu zwickt es doch zu sehr, wenn man sich ansieht, wie z.B. ein LASK heuer daherkommt, der vor ein paar Jahren noch in der Regionalliga herumgurkte. Und der heuer in der Liga auf Platz 1, im Cup im Halbfinale und in der Europa League im Achtelfinale steht. Ein Klub, der mit keinem üppigen Budget gesegnet, einfach da ist, wenn die so übermächtigen Dosen aus Salzburg doch mal schwächeln. Also machen die Linzer alles genau so wie es eigentlich wir machen sollten. Klares Konzept, klare Strukturen und ein wirklich gut zusammengestellter Kader inklusive einer Spielidee, die genau zu diesem Klub passt.
Als gebürtiger Oberösterreich sehe ich das Wiedererstarken des LASK durchaus wohlwollend. Es freut mich, dass die Schwarz Weißen wieder auf die Beine gekommen sind. Und wenn wir es schon aus vielen Gründen nicht schaffen, die Dosen zu stürzen, dann gönne ich persönlich es dem LASK am meisten.
Unser Team, unser Stil, unser Trainer
Denn bei allem Optimismus, den man als Grüner durchaus haben kann, nach den fürchterlichen letzten Jahren und der ewigen, quälenden Durststrecke seit dem letzten Titel, liegt doch noch einiges im Argen.
Irgendwie warte ich noch immer darauf, dass unser Team endlich wieder einen unverkennbaren Fußball spielt. Ich warte darauf, dass zum kämpferischen Aspekt, den unser Trainer sicher in die Mannschaft brachte, auch ein spannender Stil kommt. Vor allem unsere Heimspiele sind leider allzu oft ein Grausen. Planlos, konzeptlos, mutlos, wenn wir „gezwungen“ sind, das Spiel zu machen. Wir erarbeiten wenige Chancen und wenn wir mal mehr herausspielen, stümpern wir in der Verwertung. (Ich nehme unseren griechischen Goalgetter mal aus.)
Alles in allem, ist das immer noch zu oft blutleer und blaß. Keine Spur von „Vollgas-Fußball “oder „Heavy Metal-Fußball“, wie ihn in unterschiedlichen Ausprägungen ein Klopp, Glasner, Rose o.a. spielen lassen. Keine Spur von intelligentem, aggressivem Pressing – von 100% Willen und Leidenschaft. Wir jagen die Gegner nicht über den Platz, wir schauen ihnen zu und haben wir den Ball, lassen wir ihnen viel Zeit zum Verschnaufen.
Und so sehr ich den Didi als Fußballer schätzte, da war er wirklich herausragend, so wenig kann ich etwas besonderes an der Mannschaft sehen, die er coacht. Ja, die Ergebnisse sind großteils besser, ja, wir stehen etwas sicherer. Aber eine aufregende Mannschaft kann ich da beim besten Willen (noch) nicht erkennen.
UND: Mir persönlich geht es auch ziemlich auf die Nerven, dass Herr K. die Schuld immer erst mal bei allen anderen/m sucht – und zuletzt bei sich. Mal ist das Wetter schuld, mal der Rasen, mal der Schiedsrichter, mal der …Und das alles noch in einem gereizten, beleidigten Ton, der sagt: Ich war ein Super-Kicker, ich kenn mich aus, und wer mich kritisiert, hat keine Ahnung. Das finde ich schade, weil ich den Schmäh des Kühbauern eigentlich immer gerne mochte.

Aber vielleicht erwartet man ja als Fan auch einfach zu schnell zu viel. Vielleicht ist es ja normal, dass alles seine Zeit braucht, dass alles dauert und dauert und dauert … Gerade angesichts der vielen vielen erfolglosen Jahre ist meine/unsere Geduld aber schon ziemlich strapaziert. Ich möchte möglichst schnell eine starke, bedingungslose Rapid sehen mit einem klaren Konzept, mit einem unverwechselbaren Gesicht, die die „unbezwingbaren“ Dosen zum Teufel jagt – wie das leider gerade ein anderer Verein in der Liga (und in Europa) vormacht.
Aber, es bleibt wohl spannend. Und bis es wieder wirklich gut wird, hoffen wir immer weiter. Und stehen zu unserer Rapid.
GWG
Abschließend noch ganz kurz ein Wort in eigener Sache: Im letzten halben Jahr war wenig von Herzrasen_Rapid zu lesen. Sorry dafür. Aber leider zwang mich letzten Sommer eine mühsame Krankheit zu einer heiklen Rückenmarks-OP und dann zu einigen Wochen Krankenhaus in Linz und Wien inklusive Reha heuer im Jänner in Wien. Jetzt bin ich Schritt für Schritt auf dem Weg der Besserung und kann mich (auch) wieder mehr meinem grünweißen Herzensverein widmen. Oder, wie es eine grüne (Mikrofon)-Legende über unser beider Gesundheit heuer in seiner E-Mail ausdrückte, die mich sehr freute: Ja, wir schaffen das! 🙂