Mittelmaß prolongiert?
Die Wahl ist geschlagen. Herr Bruckner ist neuer Präsident des SK Rapid. Gratulation zum Wahlsieg! Damit ist er Nachfolger u.a. von Karl Palek, Josef Draxler, Heinz Holzbach, Anton Benya, Günter Kaltenbrunner und Michael Krammer. Für Herrn Bruckner ist das sicher ein glücklicher und schöner Tag. Ob das auch für Rapid und die riesige Schar an Rapidlern ein schöner und glücklicher Tag ist, wird die Zukunft zeigen. Ich persönlich bin da eher skeptisch … Mit ein Grund dafür ist schon das Team der „besten Köpfe“.
Legenden, Sportler, Olympioniken egal … Hauptsache bekannt.
Wenn ich an Rapids Legenden denke, fallen mir wirklich viele ein. Bis ich dann allerdings auf Gerald Willfurth komme, dauert es ein wenig. Und das obwohl er mit Rapid 4x Meister, 4x Cupsieger und in einem europäischen Finale war. Trotzdem ist er für mich halt einfach ein guter ehemaliger Rapidspieler und keine „Legende“ – was für mich eher Krankl, Happel, Herzog, Kühbauer, Hofmann oder Panenka sind. Aber egal, was seine Funktion im neuen Präsidium ist, wird sich weisen – eine Art Gscheitl, der dem Zoki (oder einem anderen Sportdirektor) seinen Job erklärt, hoffentlich nicht.
Was Michaela Dorfmeister, die Ski-Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Präsidium eines Fußballklubs zu suchen hat, erschließt sich mir auch noch nicht ganz. Will sie schlaue, brennende Motivationsreden halten über sportliche Erfolge? Oder dem Team immer und immer wieder erzählen wie sie damals ganz alleine 7 Abfahrten gewonnen hat? Die Inspirationskraft einer erfolgreichen Schifahrerin für ein mittelmäßiges Fußballteam scheint mir enden wollend.
Monisha Kaltenborn, die ehemalige Formel 1 Teamchefin von Sauber, ist mit Sicherheit eine sehr interessante Frau – worin ihr Wert für den SK Rapid besteht, werden die nächsten Monate und Jahre hoffentlich zeigen.
Mir fehlen in diesem Team einfach Menschen, die Erfahrung im Aufbau und in der Führung eines Fußballvereins haben. Menschen, die z.B. in der deutschen Bundesliga schon zeigen konnten, dass sie strukturell Fußball denken und gestalten können – vom Nachwuchs über Sportmedizin und -psychologie, Trainingssteuerung bis zum Scouting und vielem anderem mehr.
Viel zu oft hörte man vom Team Bruckner in den letzten Wochen, dass Rapid mit Didi und Zoki eh auf einem guten Weg ist und dass in 2 oder 3 Transferperioden eh alles wieder ganz ganz gut ist. Bis dahin sind uns Salzburg (sowieso) und der LASK (wahrscheinlich) dann noch weiter enteilt. Denn die beiden Klubs werden eher nicht stehen bleiben und warten bis die Konkurrenz aus Wien dann auch mal so weit ist und seine Hausaufgaben gemacht hat.
Momentan scheint es so als wird das Weiterwurschtln zur Maxime erhoben, der Stillstand prolongiert und Rapid richtet es sich im Mittelmaß gemütlich ein. Man wird sich wohl weiter daran ergötzen, dass man gegen die Dosen total heroisch (und mit saudummen roten Karten) im Cup ausgeschieden ist. Trainer Kühbauer wird jedes negative Ergebnis mit dem Schieri, dem Wetter, dem Rasen oder den Verletzten erklären. Man wird weiter nicht darüber reden, dass Rapid keinen Plan hat, ein Spiel zu machen. Dass man hart und kernig das Spiel überlegener Mannschaften halbwegs neutralisieren kann, schön und gut, aber dass man keinen (NULL) Plan hat, wie man z.B. Sankt Pölten daheim überrollt … pfff … nicht der Rede wert.
Eh alles auf einem guten Weg. Und wer das kritisiert, ist ein pöser pöser Nestbeschmutzer. Und wer nicht mit den Verantwortlichen an einem Strang zieht, ist kein echter Rapidler. Aber ich frage mich halt, warum sollte man treuherzig mit Spielern, Trainern und Funktionären an einem Strang ziehen, die Rapid gerade für die nächsten Jahre auf Platz 4 oder 6 einzementieren wollen?