In Deutschland fix. In Österreich nix?
Seit gestern ist es klar. Diese Saison der Deutschen Bundesliga wird fertig gespielt. Im Geister-Modus zwar, aber immerhin. In Österreich sind die Granden noch am Diskutieren. Ja, nein, vielleicht … Und wenn ja, wie? Spiele mit Fans kann man auch hierzulande wohl sicher ausschließen. Wobei Österreich gegenüber Deutschland ja zumindest sportlich einen klaren Vorteil hat.
Bei uns könnte man die Saison auch jetzt einfach abbrechen und hätte trotzdem ein meiner Meinung nach faires Ergebnis. Denn im Unterschied zu den meisten anderen Ligen wurde bei uns schon eine komplette Hin- und Rückrunde gespielt. Jeder gegen jeden, auswärts und daheim. Und damit wäre der LASK Meister (GRATULATION!) und Rapid Wien Dritter (IMMERHIN!). Punktum. Das Cupfinale Dosen gegen Lustenau in Klagenfurt interessierte ehrlich gesagt ja auch schon vorher keinen. (Und der Auf- oder Abstieg ist mir herzlich wurscht:)
Und dann können die Vereine sich einfach ausführlicher auf die neue Saison vorbereiten, die dann im Sommer – mit Geisterspielen – starten wird. Wenn, ja, wenn da nicht das liebe Geld wäre. Und das ist ja mit Sicherheit auch der einzige Grund, warum man überhaupt überlegt, die Saison sportlich zu beenden. Ohne Fernsehgelder schaut es wohl auch hierzulande ziemlich düster aus. Nachdem man die Liga jetzt gut hinter der Paywall von Sky versteckt hat, muss man auch was tun für deren Geld. Und so sehr ich Fußball liebe und mir im Normalfall alle möglichen Spiele aus allen möglichen Ligen anschaue, ich könnte auf das Ende der heimischen Liga auch gut und gerne verzichten. Spiele im leeren Weststadion muss ich nicht unbedingt sehen (im Fernsehen). Das ist auch nicht viel weniger deprimierend als gar kein Kick.

Generell: Wo geht der Fußball eigentlich hin?
Die aktuelle Krise hat die Krise des Fußballs weltweit – nicht nur in Österreich – noch deutlicher gemacht. Man sieht immer mehr (was man ja eh schon vorher wusste), dass es um den Sport nur mehr auf der zweiten Ebene geht. Im Vordergrund stehen absurde Fernsehgelder, Pay-TV und aberwitzige Ablösesummen. Eine künstliche Spekulationsblase und ein lächerlicher, medialer Hype um Pseudo-Stars und Flutwellen von Transfergerüchten über das ganze Jahr. Stars und Pseudo-Stars verdienen irrsinnige Unsummen und sind auch jetzt kaum dazu bereit, Kürzungen hinzunehmen. Erst nach zähen Verhandlungen konnte man Verzichte z.B. beim CF Barcelona vermelden. Wobei man eigentlich davon ausgehen können sollte, dass Messi und Suarez auch nicht verhungern wenn sie die nächsten 5 Jahre kein Gehalt bekommen. Und ein riesiges Unternehmen wie der FC Schalke diskutierte schon Tage nach dem Lockdown eine drohende Pleite. Und das ist erschreckend – einem Unternehmen mit einem Umsatz von fast 300 Millionen im Jahr droht nach wenigen Wochen Stillstand die Pleite? Rücklagen? Reserven? Wohl Fehlanzeigen, wo man doch viel lieber sinnlos Millionen in aufgeblähte Kader investiert. Gute Nachwuchsarbeit – bäh, viel zu mühsam – und kostet ja erst auch mal was.
Ein Platzen der Blase und eine halbwegs vernünftige Re-Dimensionierung der absurden Sparte Profifußball täte aus meiner Sicht wirklich mehr als not. Stattdessen wird man nächstes Jahr umd dieses wohl schon wieder über eine neue Champions League reden, über neue aufgeblasene Klub-(Welt)-Meisterschaften, über neue Rekordsummen für neue Pseudostars und darüber, ob Pogba nach Madrid oder Turin oder London wechselt oder halt sonstwo lustlos über den Platz stolpert – für 500.000 Euro die Woche. Langsam kotzt mich diese Gigantomanie an meinem Lieblingssport nur mehr an – aber jetzt schauen, wir mal, ob wir auch bald geisterspielen oder nicht. Hüft ja eh nix …