Für die Zukunft

Es gibt ja immer wieder Mannschaften, die einen unverwechselbaren Stil pflegen. Im Großen wie im Kleinen. Im Großen (international), wenn ich an Milan in seiner großen Zeit denke, oder an Barcelona, an Man United, an Dortmund und Liverpool unter Klopp (und natürlich an etliche mehr)

Im Kleinen (national), wenn ich an die Rapidmannschaften Mitte der 80er und Mitte der 90er denke, aber auch in den letzten Jahren an die ungeliebten Salzburger und in deren Sog an den LASK oder Wolfsberg.

Diese Mannschaften hatten bzw. haben eine eigene Handschrift, eine Philosophie, einen Stil, den sie durchziehen. Und danach werden Jugendarbeit, Scouting und Transfers ausgerichtet. Jeder neue Spieler muss in das Konzept des Vereins passen. Was daran fasziniert ist, dass man mutig und konsequent einen Plan verfolgt und nicht permanent Ausreden für eigene Misserfolge sucht.

Kurzum: Rapid ist so oder so heute weiter je denn je davon entfernt, eine eigene Handschrift in seinem Spiel zu haben. Am ehesten pflegen wir einen antiquierten Fussball der 90er Jahre. Einen Stil, der eigentlich nie modern war, sondern immer einer Planlosigkeit und Kurzfristigkeit entspringt.

Tempo Tempo Tempo. Pressing, Umschalten & Co.

Als einfachem Fan geht einem das Gerede von Pressing und Gegenpressing, Umschaltspiel, vertikalen Bällen und abkippenden Sechsern schon oft am A vorbei. Aber Fakt ist auch, dass die meisten Teams, die heute Erfolg haben, einen ähnlichen Stil spielen. Natürlich in Nuancen und Abstufungen und immer variiert durch individuelle Klasse.

Sie spielen ein konsequentes Pressing, das ging von Klopps Dortmundern, die alle Gegner anfangs überall auf dem Platz jagten bis hin zu unterschiedlich hohen Pressing-Linien heute. Und nach Ballbesitz geht es im D-Zug-Tempo nach vorne – und das mit mehreren Spielern. Und man hat rasch auch mehrere Spieler im Strafraum (um nicht in der „Box“ zu sagen). Und an den Flügeln gibt es flinke Spieler, die schnell und stark nach vorne und hinten sind.

Rapid spielt das alles – wenn überhaupt – nur sehr sehr halbherzig. Pressing ist da eher individuelles Vergnügen einzelner Spieler, die einen Gegner anlaufen – der Rest schaut interessiert zu und lässt dem Gegner immer viele Anspiel-Optionen offen. Und Tempo beim Kontern ist auch eher Rarität, manchmal läuft einer schnell nach vorne, die Kollegen traben derweil entspannt nach. Anspiel-Optionen bringt das keine, Chancen auch nicht. Wir „pflegen“ eher den gemächlichen Querpass-Aufbau – und immer wieder gerne auch zurück und dann halt hinten hin und her. Unser Flügelspiel besteht auch eher in Gemächlichkeit und halbgaren Flanken. Und das immer und immer wieder. Da wird auch nach dem 10. Misserfolg nicht variiert sondern einfach gehofft, dass der 11. Versuch klappt.

Rapid braucht eine Handschrift und einen Trainer dafür

Nicht erst nach den letzten Auftritten, sondern schon viel länger, bin ich als simpel gestrickter Fan davon überzeugt, dass Rapid, um künftig wieder Erfolge feiern zu können, endlich eine unverwechselbare Handschrift braucht, einen klaren Plan – und einen Trainer mit dem man diesen auch konsequent umsetzen kann.

Denn wie die meisten Fans wünsche ich mir eine Mannschaft, die erfolgreichen und spannenden Fußball spielt. Einen Fußball, der Erfolge im Fokus hat und konsequent auf ein schnelles, schnörkelloses Spiel setzt. Das alles macht Rapid gerade nicht. Da hilft es auch wenig, wenn man jetzt etwas besser tabellarisch daherkommt als unter Gogo Djuricin. Das kann ja nicht der endgültige Anspruch sein.

Meiner Meinung nach hat Trainer Kühbauer Rapid tatsächlich stabilisiert. Aber diese Stabilität mündet zunehmend in einem statischen, unbeweglichen Zustand. Irgendwie scheint das Ende der Fahnenstange erreicht. Der Fortschritt, den es gab, kommt immer mehr zum Erliegen.

Ich persönlich traue es dem aktuellen Trainer nicht zu, dass er Rapid in den nächsten Jahren zu einer spannenden, aufregenden Mannschaft umbauen kann. Und einen wirklichen Angriff auf den Titel auch nicht. Eine neue Erfolgs-Ära scheint so weit weg wie schon seit Jahren.

Wer soll Rapid in Zukunft trainieren?

Kurze Antwort: Keine Ahnung. Weil ich Fan und kein Funktionär oder Fußballmanager bin. Und weil ich ja z.B. einen Marco Rose auch gar nicht kannte, bevor er erst mit den Jungen und dann mit den großen Dosen Erfolge feierte.

Aber in jedem Fall ist das ein Beispiel für einen Trainer, der eine spannende, konsequente und auch erfolgreiche Idee von Fußball hat. Und er ist ein Trainer, der zuvor auch keine „Legende“ als Spieler war. Das hemmt Rapid wohl in der Trainersuche oft mehr als es Erfolge bringt. Die ständige Suche nach grünen Spielerlegenden, die auch grüne Trainerlegenden werden sollen. Das kann gut gehen, muss es aber nicht. Pacult, Hickersberger, Schöttel, Krankl, Kühbauer sind Zeugen für Erfolg und Misserfolg dieser Strategien …

Marco Rose wird es natürlich nicht werden. Der hat wirklich Besseres zu tun. Aber ein interessanter Mann, der eine spannende Idee von Fußball hat und diese auch mit Rapid Wien verfolgen will. Wer das sein wird – schauen wir mal … vielleicht ja wieder eine grüne Legende – oder auch eben nicht …

Rapid muss sich auf alle Fälle fragen, wie unsere Zukunft ausschauen soll. Ist das, was derzeit abläuft wirklich genug für die Ansprüche dieses Vereins oder braucht es nicht so bald wie möglich einen sportlichen Neustart?

Aber möglicherweise ist Herr Kühbauer ja auch in 5 Jahren noch Trainer in Hütteldorf. Und möglicherweise sogar wirklich erfolgreich … wer weiß das schon.

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