ZU ZUFRIEDEN

Die Saison in der heimischen Bundesliga ist also vorbei. Rapid wurde wieder Vizemeister. Und mir scheint, so gut wie alle sind damit zufrieden. Die Spieler posten auf ihren diversen Accounts bunte Heldenbildchen und reden was von „great season“ oder schreiben ganz groß „Vizemeister“ – auch Fan-Gruppen sprechen von einer guten oder sehr guten Saison, der Sportdirektor ist sehr zufrieden und unser Trainer faselt gar davon, dass wir ja eigentlich Meister sind, weil Salzburg mit seinem vielen Geld ja in einer eigenen Liga … blabla

Haben wir denn schon wieder verdrängt, wie peinlich wir gegen Molde aus der Europa League ausgeschieden sind, dass wir wieder mal gegen Salzburg aus dem Cup gekugelt sind? Haben wir all die peinlichen, lustlosen Auftritte gegen Wattens, Ried, Sturm, Wolfsberg u.s.w. schon wieder vergessen?

Ist das viele Geld von RB auch daran schuld, dass unsere Kicker mal wieder keinen Plan und keine Lust gegen die SV Ried haben? Sind die Millionen von Red Bull daran schuld, dass wir hinten bei Standards permanent offen sind wie ein Scheunentor? Ist die Kohle von Salzburg daran schuld, dass wir vorne außer schlechten halbhohen Flanken ins Nirgendwo und weiten Bällen auf Kara nicht den Funken eines Plan B haben? Ist Red Bull daran schuld, dass wir immer wieder Typen wie Badji, Kitagawa oder Pavlovic auf dem Platz haben? Ist das Dosenimperium daran schuld, dass unser Kapitän nachdem er einen Vertrag bei einem deutschen Abstiegskandidaten unterschrieben hat, einfach keinen Bock mehr aufs Kicken hat? Ist der Milliardär daran schuld, dass für unseren Trainer immer zuerst mal der Gegner, der Platz, das Wetter, der Schiedsrichter oder sonstwas Schuld an unseren Niederlagen sind und niemals er selbst?

Wozu treten wir denn dann überhaupt noch an?

Folgt der man der banalen Stammtisch-Logik des Trainers, brauchen wir zur nächsten Saison eigentlich auch gar nicht mehr anzutreten. Wir rechnen einfach am Anfang der Saison Marktwerte und Budgets aus – und diese Rangliste definiert dann auch gleich die Tabelle. Und das Stadien nutzen wir einfach alle zwei Wochen zum kollektiven Grillen oder Bier trinken. Sportlicher Wettbewerb macht ja eh keinen Sinn … RB hat einfach zu viel Geld.

Wurde ja auch heuer das Team mit dem höchsten Budget/Marktwert Meister, das mit dem zweithöchsten Budget Vizemeister … allerdings punktegleich mit Sturm Graz, die aber wohl weder über das dritthöchste Budget noch einen besonders hohen Marktwert in der Liga verfügen … Ja, wie geht denn das? Das darf doch gar nicht sein! Und wie machen das der WAC und Wattens? Der WAC kam mit einem vergleichsweise winzigen Budget gar in die K.O. Phase der Euopa League. Darf das wirklich sein?

Geld ist immer die beste Ausrede

Wenn man keine Plan hat, wie man einen Gegner besiegen soll, dann macht man ihn am besten einfach noch eine Spur größer als er eigentlich ist, zieht sich dann bequem auf das Chancenlos-Sesselchen zurück und jammert vor sich hin. Die haben so viel Geld und so viele Möglichkeiten und der pöse Mateschitz und überhaupt.

Damit wir uns nicht falsch verstehen. Mir ist dieses ganze Bullen-System alles andere als „sympathisch“. Aber es geht hier auch nicht um Sympathie-Preise sondern um sportlichen Wettbewerb. Und da kann man nur sagen, dass Salzburg mit seiner gewaltigen Anschubfinanzierung durch den Brausekonzern nach Jahren mit Anlaufschwierigkeiten sportlich wirklich viel gemacht hat. Man hat ein klares System installiert, das in Liefering beginnt und irgendwo zwischen Leipzig und Liverpool recht erfolgreich „endet“. Ich mag das alles nicht – aber wir müssen damit leben.

Ich habe vielmehr die Nase so was von voll von dieser Selbstzufriedenheit, die in Hütteldorf mittlerweile zu herrschen scheint, nachdem man sich aus schlechteren Zeiten wieder auf den zweiten Platz hoch gehantelt hat. Mehr ist ja nie und nimmer drin, weil Red Bull einfach zu viel Geld hat.

Zweiter auf Lebenszeit. Das sollten wir in Riesen-Lettern auf unser hübsches Stadion schreiben.

Ausreden verhindern, dass wir besser werden

Und genau diese Dauerausreden werden wohl auch künftig verhindern, dass wir Salzburg sportlich irgendwie näher kommen. Wir werden uns immer und immer wieder mit 12 oder 15 Punkten Rückstand zufrieden geben, weil wir es nicht schaffen gegen die Dosen im direkten Duell zu gewinnen. Aber das ist nicht mal das größte Problem. Wir schenken einfach regelmäßig viel zu viele Punkte gegen Wattens oder Ried oder Wolfsberg her. Würden wir es schaffen konstant gegen die „Kleinen“ zu punkten, könnten wir Salzburg schon viel näher kommen.

Darum Zwischenfrage an den Trainer: Wenn doch nach seiner bestechenden Logik eh nur das Geld / das Budget / der Marktwert über den Ausgang eines Spieles entscheiden, warum verlieren wir dann so gerne gegen viel ärmere Klubs?

Einen besseren Gegner kann man nur mit einer besseren Strategie besiegen, sagt man.

Doch genau diese Strategie kann ich in Hütteldorf nicht erkennen. Wir jammern über das Geld der Salzburger und spielen auf dem Feld die überlegene Qualität unserer Spieler gegen die anderen Gegner aus. Und das war es. Das reicht zu Platz 2 (wenn auch heuer nur haarscharf) und zu großer Zufriedenheit.

Rapid steht aktuell für keinen irgendwie erfolgsversprechenden Stil. Weder laufen wir mehr (oder schneller oder schlauer) als die Gegner, noch punkten wir durch besondere technische Fähigkeiten oder Passgenauigkeit, noch pressen wir besser als die Gegner noch schalten wir schneller um oder haben einen besseren Plan als die Gegner. Wir haben halt Kara, Ullmann, Demir, Fountas, Petrovic und Stojkovic und ihre individuellen Qualitäten. Punkt.

7 von 10

Ja, mit seinem überlegenen Budget sollte RB auch in Zukunft in 10 Jahren wohl 7 mal Meister werden. Das muss man wohl akzeptieren, aber auf die 3 Schalen, die übrig bleiben, sollten WIR abonniert sein. Im Moment schaut es aber so aus, dass wir seit 13 Jahren genau gar nix gewonnen haben. Null Titel. Nichts.

Aber es gibt sie immer wieder die Leicesters, die Lilles, die Dortmunds … kurzum die Mannschaften, die es einfach nicht akzeptieren, dass die Serienmeister ihre Serien einfach verlängern, während man selbst über das fehlende Geld jammert.

Klopp hat es geschafft mit einer jungen Mannschaft aus einer Top 5 Truppe in Deutschland einen Doppelmeister und Double-Sieger zu machen. Einfach weil er für 2 oder 3 Jahre einen besseren Plan hatte als die übermächtigen Bayern. Und das tat richtig gut. Statt über die fehlenden Mitteln zu jammern, bastelte man an der besseren Strategie.

Und ja, die Bayern haben zurückgeschlagen, haben dem Gegner die Schlüsselspieler weggekauft und sich mit Seriensiegen revanchiert. Das wird so passieren, wenn ein Verein mit viel Kohle auch noch ziemlich gut umgehen kann.

Aber Rapid muss eben genau und engagiert für diese zwei oder drei Jahre in einem Jahrzehnt arbeiten, in denen es möglich ist, den „logischen Meister“ zu stürzen. Mit dem besseren Plan, der besseren und konsequenteren Strategie, mit mehr Herz und Hirn in allen Details.

DENN ES KANN MIR DOCH ECHT KEINER ERZÄHLEN, WARUM SALZBURG NÄCHSTE SAISON MIT EINEM 33-JÄHRIGEN NOVIZEN ALS TRAINER, OHNE DAKA UND ANDERE SCHLÜSSELSPIELER WIRKLICH UNBEDINGT SCHON WIEDER MEISTER WERDEN MUSS.

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