STILLSTAND

Vom glorreichen Auftritt des SK Rapid Wien im Cup gegen die Wiener Viktoria mal abgesehen, brachte diese junge Saison bisher nicht viel Gutes – und vor allem nicht viel Neues. Denn von der guten zweiten Hälfte im Heimspiel gegen Prag mit zwei Zaubertoren von Knasmüllner abgesehen, machen einen die Auftritte eigentlich nur sprachlos.

Es gibt keinen Plan B. Aber gibt es einen Plan A?

Die Fans sind wieder da. Die Stimmung ist wieder da. Alles kann so schön werden. Salzburg hat wieder mal die Besten verscherbelt, hat einen Novizen als Trainer. Und obwohl man es besser wissen müsste, denkt man sich „Heuer? Vielleicht klappt es ja heuer? „33 oder so …“ Wir haben mit Grüll, Ljubicic, Wimmer und Auer ja auch interessant nachgekauft. Aber schon nach kürzester Zeit wird einem klar, es wird auch heuer nix werden mit „33 oder so …“ Es wird wohl auch heuer nix mit dem ersten Titel seit 2008. Denn eines hat sich nicht geändert. Es gibt nach wie vor keinen erkennbaren und sichtbaren Plan, wie Rapid spielen will.

Was man auf dem Platz sieht, ist, dass wir hinten nach wie vor offen sind wie ein Scheunentor. Warum Kühbauer als Defensiv-Trainer verschrien ist, kann ich mir nicht erklären. Denn wir haben eine richtige Scheiß-Defensive. Es genügen schon 2 schnelle Spielzüge und unser ganzer Defensivverbund rennt wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen kreuz und quer durcheinander. Da werden Gegner übersehen, man steht zu weit weg, man denkt und bewegt sich viel zu langsam. Und dahinter ein Keeper, der im 1 gegen 1 und auf der Linie wirklich gute Momente hat und uns so oft den A rettet, der aber insgesamt immer irgendwie unsicher, nervös, zaghaft und instabil wirkt. Und dessen Tormann-Spiel an die 1980er Jahre und nicht an die 20er Jahre unseres Jahrhunderts erinnert.

Bei Strebingers Abschlägen und Auswürfen gibt es eigentlich nur 3 Optionen: Rechts ins out, links ins out oder zum Gegner.

Unser Spielaufbau ist langsam und unheimlich ideenlos und plump. Die Passgenauigkeit und Präzision hat Regionalliga-Niveau. Irgendwie hohe Bälle auf Kara knallen, der fixiert schon, lässt prallen und dann vielleicht ein paar zweite Bälle erobern. Oder sonst halt ein paar halbgare Flanken halbhoch in den Strafraum – vielleicht steht da ja wer. Oder Knasmüllner hat mal einen guten Tag. „Prinzip Hoffnung“ statt Plan A.

Eine Frage der Mentalität

Man liest immer wieder viel vom guten Charakter unserer Mannschaft. Und das wird schon stimmen. Es sind sicher alles nette, freundliche Burschen im Kader. Das glaube ich auch gerne. Aber die Mentalität auf dem Platz ist – von 45 Minuten gegen Prag daheim abgesehen – ein Hohn für die Ansprüche von Rapid. Denn irgendwie glauben offenbar viel zu viele, dass es auch mit 80% schon gehen wird, man verschläft erste Halbzeiten oder den Start in Halbzeiten, man spielt mit angezogener Handbremse und Standgas. Der Einsatz vieler Spieler ist eines legendären Rapid-Geistes oft nicht würdig. Den unbedingten Siegeswillen spürt man bei viel zu wenigen Spielern viel zu selten. Oft habe ich nur bei Stojkovic den Eindruck, dass er immer und unbedingt gewinnen will.

Man macht vielmehr Dienst nach Vorschrift, spult sein Pensum irgendwie ab. Rennt halt ein bissl die Linie auf und ab, tut a bissl so als würde man pressen und trabt dem Gegner halbgar entgegen. Druck, Power, Energie – Fehlanzeige. Merkwürdigerweise spürt man den Willen am ehesten noch bei Spielern, die erst kurz da sind wie Grüll oder Ljubicic. Dem Rest scheint es zu genügen, dass man Rapid-Spieler ist und nudelt halt seinen Dienst runter. Oder ist mit den Gedanken schon woanders …

Walk the Line

Macht doch reinen Tisch

Es ist besonders bitter, dass Spieler, die letzte Saison oft gezeigt haben, was sie können, in dieser Spielzeit bisher ziemlich regelmäßig versumpern. Ullmann, der Rapidler der letzten Saison, spult lustlos und gedankenlos seine Kilometer an der Flanke runter und ist mit dem Kopf wohl schon in der deutschen Bundesliga.

Auch dem Shootingstar der letzten Saison, Kara, ist der Unwillen bei jedem Schritt anzumerken. Statt sich auch heuer wieder für Rapid zu zerreißen, trauert man wohl einem Transfer nach , der nicht geklappt hat. Neue Argumente für einen guten Transfer sammelt man so halt auch nicht. Arase läuft völlig neben der Spur rum. Mehr als Regional-Liga ist da momentan nicht drin. Petrovic ist ziemlich daneben, Maxi Hofmann gefällt sich mehr im Dauermotschkern als im Bringen von konstanten, aufmerksamen Leistungen. Fountas rennt rum, damit wir halt zu elft spielen – viel Sinn ist in seinen Laufwegen kaum zu erkennen. Und und und … es ist ein Trauerspiel.

Bitte macht jetzt einfach reinen Tisch und verkauft die lustlosen „Stars“ am besten gleich. Dann können sie woanders die Wappen auf den Trikots küssen und müssen nicht in Hütteldorf Dienst nach Vorschrift machen. Viel schlechter können junge Spieler auch nicht sein. Und vielleicht kann man so noch motivierten Ersatz finden.

Ob das ohne Plan A oder Plan B irgendwas werden kann – keine Ahnung. Aber es war schön, dass man nach einer kurzen Phase der Hoffnung jetzt schön langsam schon wieder alle Illusionen und Hoffnungen verliert 🙂 Aber egal, Rapidler ist man für immer – zumindest als Fan. Als Spieler halt nur solange bis ein anderer Verein mehr Gehalt zahlt.

P.S.: Super übrigens, dass Demir in Barcelona seinen Traum leben darf und wir einen richtig guten Spieler für eine Bettel-Leihe verloren haben. Mir wäre es lieber gewesen, wir hätten ihn für 10 Millionen in die deutsche Bundesliga verkauft und könnten jetzt einen guten Ersatz besorgen …

Quo vadis Rapid?

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  1. Robert Reif sagt:

    Auf den Punkt getroffen

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