Es passt ja irgendwie ganz gut, dass wir unseren Urlaub gerade in der Stadt verbracht haben, in der Trainer Kühbauer als Spieler Kühbauer seine Auslandskarriere startete.
Als Spieler mochte ich den Herrn Kühbauer immer sehr gerne. Ein Kämpfer vor dem Herren, der sich für sein Team zerreisst und dabei auch noch recht gut kicken konnte. Ich kann mich noch an viele Spiele „vom Didi“ im grünen Dress erinnern, in denen er mich, in denen er uns begeisterte. Großes Kämpferherz, ein richtiges emotionales Häferl und ab und an gab er auch Interviews, die man sich merkte 🙂 Und darum ist er auch völlig zurecht in der Jahrhundert-Elf von Rapid.
Als Trainer , so fürchte ich, wird ihm das eher nicht gelingen. Ich hab mir die Spiele seiner Mannschaften immer angesehen bevor er zu Rapid kam. Und da holten seine „kleinen Teams“ oft erstaunlich gute Ergebnisse. Im klassischen David gegen Goliath ist er ein guter David-Coach. Als Außenseiter den vermeintlich Großen ab und an ein Haxl stellen, das ist das Ziel – und wenn man verliert, mein Gott, hat man halt gegen das viele Geld verloren.
Bei Rapid ist das natürlich alles nicht so einfach. Auch wenn Rapid sportlich im Vergleich zu Salzburg mittlerweile ein absoluter Underdog ist. Aber vom Selbstverständnis rundherum her schaut das natürlich anders aus. Große Tradition, die meisten Fans, Rekordmeister u.s.w. Letzter Titel aber halt leider 2008. Vor 13 Jahren. Seither NIX.
Und genau in dem Moment gilt es aus meiner Sicht des Fans eines zu tun. Nämlich die große Historie mal kurz ausblenden (sie ist ja eh immer da – und die alten Trophäen sind in den Vitrinen auch weiter zu bestaunen) und sich daran machen, eine neue Geschichte zu schreiben. Mit einem klaren Konzept, mit einer klaren Struktur und einem klaren Plan, wie man Salzburg mit mehr Einsatz und noch mehr Hirn wieder näher kommen kann – und sie auch mal wieder überholen kann.
Kleiner Ausflug nach Deutschland
Ich sehe es an meiner Lieblingsmannschaft in Deutschland, dem BVB, der leidet auch permanent darunter, dass die Bayern in einer unglaublichen Konstanz Titel um Titel holen. Einfach weil die Bayern auch am Samstag nach Europa in Freiburg in der 87. Minute noch den Ausgleich und in der 92. noch das Siegtor machen. Einfach weil sie es wollen. Gewackelt haben die Bayern auch nur kurz mal, 2011 und 2012. Da wurde Dortmund Meister und einmal holte man sogar das Double. Zum einen weil Bayern sich zu Tode gesiegt hatte, ein bissl träge wurde. Aber vor allem, weil Meister Klopp eine Art von Fußball spielen ließ, die auch in Deutschland noch ziemlich fresh war. Vollgas, Heavy Metal waren die Schlagworte, seine jungen Burschen jagten den Gegner auf dem ganzen Feld. Mut, Power, Energie – das strahlte diese Dortmunder Truppe aus. Und der Erfolg gab ihnen recht. Zumindest eine Weile. Denn irgendwann begann Bayern die besten Spieler vom BVB zu holen und Mannschaft sowie Euphorie und Klopp gingen ihrer Wege.
Zurück nach Österreich
„Mut, Power, Energie“, das ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was Rapid bei den Niederlagen gegen Hartberg, Altach, Admira und generell in dieser Saison ausstrahlt. Und darum ist man auch nach 7 Runden schon 13 Punkte hinter Salzburg. Nächster Meistertitel: BITTE WARTEN!
Und das wird noch lange und länger und immer so weitergehen, wenn Rapid mit Trainer K. so weiter wurschtelt wie bisher. Ausreden pflastern den Weg in den Untergang. Doppelbelastung! Dreifachbelastung! Der Kader! Der VAR! Das Wetter, der Rasen, was auch immer!
Wir werden ohne Plan nicht weiter kommen. Hin und wieder werden ein Fountas, ein Kara oder ein Grüll mit Einzelaktionen schöne Tore machen, wir werden Spiele gewinnen, wir werden in der Liga Zweiter, Dritter oder Vierter, in der Europa League uns immer irgendwie in eine Gruppe nudeln, dort ein paar Punkte holen und dann im Frühjahr wieder fernschauen. Und im Cup scheitern wir halt wieder an Salzburg. Wir laufen eher Gefahr, dass Vereine mit Plan und Willen uns näher kommen oder überholen. Vor zwei Jahren der LASK, momentan Sturm. Weil die was haben bzw. hatten? Ja, einen Plan, der auf einer klaren Struktur und noch mehr Herzblut basiert.
So zementieren wir den Stillstand
Aber wir werden in diesem System den Salzburgern keinen Schritt näher kommen. Der Abstand wird immer größer werden, obwohl, die Jahr für Jahr die besten Spieler verkaufen und wieder neu aufbauen. Und sie werden auch permanent ihre Trainer los. Hütter, Rose, Marsch … um die reißt sich die deutsche Bundesliga. Ohne jetzt allzu böse sein zu wollen, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendein deutscher Bundesligist aus den Top Ten uns den Dietmar K. wegkaufen wird. Das wird nicht passieren.
Wir haben mittlerweile 7 Spieler der aktuellen U21 Österreichs im Kader. Aber spielen tun sie so gut wie nie. Kriegt ein Auer eine Chance? Kriegt ein Aiwu oder Ballo gleich vom Anfang an seine Chance? Kriegt ein Sulzbacher mal ein paar Auftritte? Nö, wir spielen unseren Stiefel weiter Runde für Runde mit Schick, Arase, Ullmann, Knasmüllner, Kara und Hofmann runter. Um dann wieder jammern zu können, dass sie so „überspielt“ sind.

Didi raus oder Didi bleib … ?
Mich hat diese Saison als Fan schon so frustiert, dass es mir leider schon ziemlich wurscht ist, was die Entscheider im Westen Wiens entscheiden. Ich freue mich über die wenigen halbwegs guten Spiele und vergehe bei den (leider üblichen) planlosen und lustlosen Auftritten. Ich bin aber völlig sicher, dass wir mit Didi K. niemals Meister werden.
Ich bin aber auch immer noch überzeugt, dass wir mit einem Neustart, mit einer klaren Struktur, mit einer Rapid, die wieder für Kraft, Herz und Energie steht, einer Rapid, die Gegnern die Luft zum Atmen nimmt, auf Teufel komm raus presst, sie über den Platz jagt und mit Power kickt, auch Salzburg alle paar Jahre ernsthaft Konkurrenz machen können.
Was tatsächlich passieren wird, können wir einzelnen Fans sowieso nicht entscheiden. Darum habe ich auch gar keine Lust „Didi raus!“ oder sonstwas zu skandieren. Es würde ja auch überhaupt keinen Unterschied machen und ich würde auch aus Prinzip niemand aus dem Job schreien wollen. Es geht ja auch erst in zweiter Linie um Personen, es geht in allererster Linie darum, dass Rapid Wien sich endlich klar wird, wer man sein will und wo man hinwill.
