Fremd im eigenen Stadion.

Das gestrige Wiener Derby war die Vorfreude im Winter wirklich nicht wert. Weder auf dem Platz noch auf den Rängen. Denn vor dem Unentschieden auf dem Rasen gab es abseits davon (leider wieder) eine Niederlage.

In nüchternen Zahlen ausgedrückt gab es gestern ein 1:1 des Tabellendritten daheim gegen den Tabellensechsten vor mehr als 25.600 Zuschauern. Kein wirklich gutes Ergebnis also im „großen Wiener Derby“ für Rapid. Und das liegt spielerisch vor allem an unserer merkwürdigen Mannschaft – die durchaus geradlinig und zielstrebig spielen kann – zumindest bis 5 Meter vor dem gegnerischen Strafraum, dann wechselt die Sportart taktisch zu Handball, sprich zu einem zähen Hin- und Hergepasse bis sich irgendwo eine Lücke auftut. Meist tut sich dann allerdings keine Lücke auf sondern ein zünftiger Fehlpass. Anderenfalls versuchen unsere Spezialisten mittels 3-fach Doppelpass  aus dem Zustand der Handballbelagerung heraus tiefer in den Strafraum zu kommen. Dies misslingt zumeist bzw. bringt keinen Erfolg, denn Knipser – Fehlanzeige.

 

Gestern verlief die Partie allerdings noch etwas anders. Unsere Truppe wurde von einem Teil der eigenen „Fans“ schwer im Stich gelassen. Der eigene Spielfluss wurde jäh unterbrochen, weil manche „Fans“ sich selbst mal wieder viel viel wichtiger nahmen als den Verein, den sie unterstützen sollten. 

Und das passierte in dieser Saison leider nicht zum ersten Mal. Irgendwelche Typen aus dem Block hielten es auch im zweiten Derby daheim für besonders wichtig, Spieler der gegnerischen Mannschaft beim Corner mit Gegenständen zu bewerfen. 

Ich bin seit mehr als 30 Jahren Rapidler und gehe auch seit 30 Jahren sehr gerne und sehr oft ins Stadion. Und dennoch werde ich es nie verstehen, warum man als Anhänger seines Teams Spieler des Gegners bewerfen oder derart tief beschimpfen muss. Das will in meinen Kopf nicht rein, was da schief gelaufen sein muss, dass man sich so unfair, respektlos und dumm verhalten kann.

Ich werde in diesem Leben wohl auch kein Fan von Herrn Holzhauser mehr werden. Aber warum um alles in der Welt sollte ich ihn deshalb mit Bechern, Flaschen, Feuerzeugen bewerfen wollen? So was macht man einfach nicht! Hat denn keiner dieser sogenannten Fans Eltern, die ihm beigebracht haben, dass man sportlichen Kontrahenten nicht mit Gewalt begegnet sondern am besten mit tadelloser Fairness „beschämt“?

Ich fühlte mich gestern wirklich fremd im eigenen Stadion. Besonders in den Minuten, in denen der Schiedsrichter beide Teams in die Kabinen geschickt hatte, der Platzsprecher irgendwelche Beschwichtigungen stammelte und aus dem Block begeisterte “Schlagt die Austria tot“ Gesänge schallten. Da fragt man sich als echter Grüner wirklich, was aus dem Verein geworden ist – und was daraus noch werden soll.

Und fast noch befremdender waren manche grüne Statements nach dem Match. Der junge talentierte Mittelfeldbub, der schon mal nächtens gerne Flaschen wirft, meinte, dass doch auch Holzhauser mit Schuld trägt, weil er doch so langsam zum Eckball ging. Gut, ein nicht allzu heller Bub halt …

Aber dann: der mehr als unbedarfte Trainer schlug allen Ernstes vor, dass die Fans das doch unter sich ausmachen sollten… 

Und in diesen Reaktionen steckt der Kern des Problems bei meinem Verein. Man toleriert diese Dummheiten, man beschwichtigt und redet schön, man relativiert die Schuld immer und immer wieder. Aus purer Feigheit, dass dann die tolle Stimmung im Stadion futsch sein könnte und dass dann keine bunten Bengalos mehr leuchten im Block. Für Licht und Lautstärke toleriert man seit vielen Jahren unfaires, unsportliches Verhalten. Es gibt in den Köpfen der Vereinsverantwortlichen ein Grundproblem: Und das heißt – entweder Stimmung oder Strafen. Sprich: wenn wir tolle Stimmung, bunte Lichter und bunte Choreos weiter haben wollen, dann müssen wir wohl oder übel akzeptieren, dass es immer wieder mal zu Übergriffen und Ausbrüchen kommt. Darum strafen wir auch lieber mit Samthandschuhen und schieben die (Teil)schuld auch lieber gleich noch wem anderen zu.

Und das verstehe ich nicht: Ich mag den lauten Block, ich mag sogar ab und zu die Lichter. ABER: ist es wirklich nicht möglich, lautstarke Unterstützung, Choreos, Bengalos UND ein faires, sportliches Verhalten auf den Rängen zu haben? Muss man für gute, laute Stimmung im heimischen Stadion wirklich akzeptieren, dass es dazu halt immer auch mal wieder derart unfaire, unsportliche Auswüchse gibt?

Das Verhalten mancher „Fans“ gestern war leider unterirdisch, die Leistung der Spieler mittelmäßig. Nicht zuletzt eben durch die Unterbrechung, die unseren Kickern mehr schadete als den Violetten. Torjäger haben wir natürlich noch immer keinen. Darum geht so ein Spiel 1:1 aus. Und da unsere Verantwortlichen natürlich wieder nicht durchgreifen werden, werden die selben Undinge von den Rängen wieder und wieder passieren. Und als „normaler“ Fan muss man damit wohl leben, dass der Verein sich mit Feigheit und Dummheit selbst demontiert. Und wenn es jetzt dann bald mal eine Stadionsperre gibt, dann werde ich als Fan halt auch einfach mitbestraft. Weil der Verein die echten Täter nicht bestrafen will, müssen halt einfach alle draufzahlen.

Das Spiel gestern – und die ersten Reaktionen des Vereins darauf – waren in jedem Fall eine Schande für jeden echten Rapidler.

 

 

 

2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Karl Janda sagt:

    Ich finde es unwürdig wenn Djuricin meint die Fans sollen sich das untereinander ausmachen.Djuricin ist weit überfordert das merkt man schon an seinen Aussagen. Wie lange die sportliche Führung da zuschaut bin ich gespannt. Wie bei einigen Fans ist auch bei der Mannschaft überhaupt keine Besserung zu sehen. Mit viel Glück wird Rapid den 3. Platz erreichen, aber ist das die Zielsetzung von Rapid? In diesen Sinne hoffe ich auf eine baldige Besserung das man alle Probleme in den Griff bekommt.

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  2. Andy sagt:

    So Unrecht hat Djuricin nicht. Wenn Einer neben mir etwas aufs Spielfeld wirft, und ich nehme das einfach zur Kenntnis, mache ich mit mitschuldig. Hier müssten die Capos der einzelnen Gruppen im BW eben für Ordnung sorgen.

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