Was genau wurden denn eigentlich in der Länderspielpause verbessert und verfeinert?
Ich habe in zahlreichen Interviews vor dem letzten Wiener Derby immer wieder gelesen, wie gut die Zeit genutzt werden konnte, um Abläufe noch besser zu trainieren und zu optimieren.
Ich persönlich sah beim Derby eine RapidMannschaft, die ziemlich genau 6 Minuten konsequent, schnell und gut gestartet ist. Danach war wieder das übliche Bild zu sehen. Permanentes Querpassen in der eigenen Hälfte. Und vor allem, wird dieses langsame Ballgeschiebe ja von unseren Spezialisten so toll ausgeführt, dass es von Pass zu Pass immer ein bissl ungenauer wird – bis man sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit wieder mal völlig unnötig selbst in Bedrängnis spielt. Und daraus im „besten Fall“ ein Fehlpass oder ein Ball ins Out wird.
Die zweite Option in diesem lahmen Ballgeschiebe ist ein weiter hoher Ball ins Nirgendwo, idealerweise ausgeführt von Sonnleitner. Ein Spieler, der für Treue, Kopfballstärke und seine Aufopferung bekannt ist -– aber ganz ganz sicher nicht für seine Passgenauigkeit – und schon gar nicht über größere Distanzen.
War es das, was trainiert wurde? Hat man sich darauf festgelegt, dass jetzt nicht mehr Barac den Ball blind nach vorne drischt sondern eben Sonnleitner?
Man gewinnt auch immer mehr den Eindruck, dass unser Team (inklusive Trainer) sich so gut wie gar nicht auf sich veränderte Spielsituationen einstellen kann. Man startet mit seiner Grundordnung, der Gegner mit seiner. Und dann läuft das Spiel, das klassische erste Abtasten, und dann werden zumeist kleine Änderungen vorgenommen, um das Spielgeschehen für sich zu beeinflussen Bei uns hat man den Eindruck, wir spielen einfach den Stiefel, mit dem wir starten, bis zum bitteren Ende weiter. Auch wenn wir schon 10 mal gesehen haben, es geht nicht durch die Mitte, versuchen sie es sicher noch ein 11. und auch ein 20. mal.
Warum wird Rapid eigentlich fast in jedem Spiel von Minute zu Minute schwächer statt stärker?
Eine wirklich gute Leistung über volle 90 Minuten bringt kaum ein Team auf der Welt. Tempowechsel gehört dazu. Man schaltet auch mal zurück, um die Spielsituation und -balance zu verändern, alles klar. Sogar die Teams von Jürgen Klopp, der BVB und Liverpool, die ja für einen gewissen „Hurra-Fußball“ mit Vollgas bekannt waren bzw. sind, haben Phasen, in denen sie mal etwas nachlassen und zurückstecken (müssen).
Aber bei unseren Spielen kann man sich die Minuten ja rausklauben, die halbwegs o.k. sind. Dort mal recht gute 20 Minuten, oder da mal eine starke Viertelstunde. Warum gibt es keine Konstanz in dieser Truppe und vor allem, warum bauen wir immer mehr ab je länger das Spiel dauert? Früher mal war Rapid die Mannschaft, die in der „Rapid-Viertelstunde“ die Gegner noch niederkämpfte. Heute erwarte ich persönlich gar nix mehr, wenn wir mit einem Rückstand in die letzten 20 Minuten gehen.
Sind unsere Kicker wirklich in bester körperlicher Verfassung, ist das tatsächlich im Vergleich sichergestellt? Kann ja auch gerne sein, ich frage mich nur, weil der Eindruck für den normalen Fan wie mich ein anderer ist.
Wird es Ihnen nicht irgendwann selber zu blöd, nach jedem Spiel von Unglück und Pech zu jammern?
Und täglich grüßt das Murmeltier, war vor langer Zeit ein recht lustiger Film. Viel weniger lustig sind die immer- und immergleichen Interviews nach dem Spiel. Da wird dann aufgerechnet, wie viele eh recht gute Minuten wir wieder hatten, die Torchancen werden dann zu Toren hochgerechnet, mit denen man ja eh eigentlich irgendwie total souverän gewinnen hätte können. Man kann sich wieder mal nicht erklären, warum man diese oder jene Halbzeit wieder mal total verschlafen hat oder warum man dann nicht mehr nachgesetzt hat. Und als Krönung des ganzen Geredes von Unglück und Pech kommt dann noch der Hammersatz, dass man ja nicht immer einen Sieg erwarten kann. Denkt man sich da nicht selber auch seinen Teil und versucht es, das nächste mal besser zu machen? Offensichtlich nicht, denn diese obskuren Nach-Spiel-Betrachtungen ziehen sich wie ein roter Faden durch das grüne Jahr.
Warum ist eigentlich in unserem Spiel und in unserer Mannschaft nicht die kleinste positive Entwicklung zu erkennen?
Man sagt ja allgemein, ein guter Trainer ist der, der mit seinem Team Spiele gewinnt und der jeden Spieler (oder: viele Spieler) einfach ein bissl besser macht. Einer, der etwas aufbaut und entwickelt.
Nun kann ich persönlich in unserer Mannschaft genau NULL positive Entwicklung erkennen. Wir spielen das gleiche antiquierte Ballbesitz-Geschiebe wie in der Vorsaison. Wir spielen nicht schnell, wir spielen unfassbar lahm und langsam. Unser Motto scheint nach wie vor Trab und nicht Attacke zu sein. Und man hat bei unserer Mannschaft nach wie vor so gut wie nie das Gefühl, dass da der eine weiß, wo der andere bei einem schnellen Gegenstoß jetzt hinläuft. Das wirkt alles völlig planlos – und die seltenen Erfolgsmomente resultieren aus der individuellen Klasse, die ein Murg, ein Knasmüllner, ein Schwab, ein Alar und vor allem ein Strebinger einfach haben. Von System und Plan ist bis heute gar nix zu erkennen.
Glauben Sie wirklich, dass diese Mannschaft mit Ihnen Meister oder Cupsieger werden kann? Sind Sie selbst davon überzeugt, dass Sie mit diesem Team zählbaren Erfolg haben können?
(Und wenn ja, warum glauben Sie das?)
Danke, ich weiß, dass nie jemand auf diese Fragen antworten wird. Aber der simpel gestrickte Fan wie ich möchte gerne auch einfach nur mal gefragt haben 🙂
Nun ist er ja überstanden…
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