Das Drama fand ein Ende.
Das Thema in Djuricin in Hütteldorf hat sich nun also endlich endlich erledigt. Und wie bei unserem Verein leider mittlerweile üblich gehen Wechsel nicht ohne zahlreiche Nebengeräusche über die Bühne. Lautstarke Fanproteste und wirre Verteidigungsreden und Offene Briefe.
Man las in den letzten Wochen vom Ende der „Rapid-Familie“ und von „unmenschlichem Druck“ dem Djuricin vorbildhaft standhielt. Ich mag mich mit diesem Thema gar nicht mehr lange beschäftigen. Nur so viel noch: Dieses irre Gefasel über die pösen pösen Rapidfans, die den Trainer mobben, nervte mich fast genau so wie die Performance dieses Trainers und seiner Mannschaft. Ausrechenbar, phantasielos, hilflos, planlos und einfach komplett überfordert. Spiel für Spiel das gleiche hirnlose Festhalten am öden Ballgeschiebe. Spiel für Spiel die gleiche Aufstellung – nach dem Motto: was schon 5 x nicht funktionierte, wird beim sechsten Mal sicher klappen. (??)
Schlussendlich liegen wir in der Liga aktuell nach 9 Runden mit 9 Punkten auf dem erbärmlichen 8. Platz. In dieser Situation mit „Gogo Raus“ Rufen ein Ende dieses Dramas zu fordern, ist nicht unmenschlich oder gemein – sondern pure Notwehr – und Ausdruck einer sportlichen Vernunft. Die man eigentlich schon viel früher vom Präsidium bzw. der sportlichen Leitung hätte erwarten müssen. UND: in den 90 Spielminuten standen die Fans Spiel für Spiel lautstark hinter dem (oft schwachen) Team.
Didi kommt wieder nach Hause.
Spät aber doch, wurde nun Anfang Oktober eine neue – wie ich finde, gute – Lösung präsentiert. Didi Kühbauer kehrt nach mehr als 20 Jahren wieder in seine sportliche Heimat zurück. (Erfreulicherweise nicht als Gegner)
Medial begleitet – wie sollte es anders sein – nicht nur von Zustimmung, sondern auch von Zweifel und Vorwürfen. Wie kann man nur seinen Verein während der Saison verlassen? Kühbauer kann doch nur kleine Teams betreuen, die sich hinten reinstellen und kontern. Und nach einem Jahr ist sowieso immer Schluss mit lustig bei Kühbauers Teams. Und so weiter und so fort.
Ich persönlich glaube, dass dieser Wechsel absolut richtig war. Und dass er noch besser und richtiger wird, wenn diesem Wechsel nicht nur Feuerwehrmaßnahmen folgen – sondern auch ein mittel- bis langfristiger Um- und Aufbau der Rapidmannschaft. Kurzfristig muss Kühbauer natürlich erst mal das Team kennenlernen und in der Liga Punkte sammeln, damit wir es noch ins Obere Playoff schaffen.
Auf längere Sicht gesehen braucht aber unsere Rapid endlich wieder ein klares und unverwechselbares sportliches Profil.
Das aktuelle Spielsystem schaut nämlich (für den Fan) so aus: Wir schieben den Ball in der eigenen Hälfte langsam ewig hin und her bis ihn irgendein Innenverteidiger dann blind weit nach vorne drischt. Vorne steht Alar als Solostürmer drinnen, was gar nicht seinem Spiel entspricht. Knasi, Murgi oder Schwabi werden dank ihrer individuellen Klasse schon irgendwann treffen. Und hinten hält halt Strebinger was geht. Das nennt man dann Ballbesitzfußball. Klingt so halb modern. Passt.
Rapids Zukunft heißt Mut.
Soweit so schlecht. Rapid muss in Zukunft auf jeden Fall wieder aggressiver, schneller und vor allem unberechenbarer werden. Bisher konnte dir jeder gegnerische Trainer die Aufstellung von Rapid im nächsten Spiel vorhersagen – und die guten fanden auch schnell gute Gegenrezepte. Ich bin überzeugt, dass Kühbauer eine Spielidee auch für Rapid entwickeln kann, die diesem Verein und seinem Geist entspricht. Er wird diese Idee natürlich erst an den aktuellen Kader anpassen und dann den Kader nach und nach so umbauen, dass er diese Spielidee mehr und mehr umsetzen kann.
Ich bin nur Fan, mit viel Herz aber wenig Ahnung vom Fußball. Ich wünsche mir nur, dass Rapid künftig wieder schnell, leidenschaftlich und mutig auftritt. Wenn ich es ganz banal und verkürzt ausdrücken darf: mehr Klopp als Mourinho. Ich will Rapid siegen sehen. Aber bitte nicht nur mit Vernunfts- und Ergebnisfußball. Und ich glaube, dass Kühbauer dafür stehen kann. Und deswegen freue ich mich, dass er wieder daheim ist.