Alles wird gut in Hütteldorf?
Nun ist also schon mehr als die erste Hälfte des Grunddurchgangs in der heimischen Liga gespielt. Höchste Zeit für den rekonvaleszenten Anhänger (siehe unten) eine Bilanz aus subjektiver Fansicht zu ziehen.
In nackten Zahlen: Hinter Salzburg, Linz und Wolfsberg steht Rapid in der Liga an vierter Stelle. Im Cup scheiterte man in einem denkwürdigen Match an Salzburg. Europa war dieses Saison ohnehin Fehlanzeige. Nun kann Rapid also (leider) weiter die Einfachbelastung pflegen.
Aber auf welchem Weg ist Rapid nach der letzten Horror-Saison inklusive Unterem Playoff? Kurz gesagt, ich glaube, auf einem guten – wenn auch mit kleinem Vorbehalt.
Hütteldorfer Holzhacker?
Was in diesem Herbst auf alle Fälle am stärksten durch die Medien geistert, sind die Meldungen von “harten“, “brutalen“, „mehr tretenden als kickenden Hütteldorfern“. Vor allem natürlich nach den Spielen gegen Salzburg im Cup und gegen den WAC in der Liga.
Und ich glaube in dieser Medien-Sicht liegt auch der Hintergrund zu meiner Überschrift, wonach Didi der sehr richtige und nur a bissl falsche Mann in Hütteldorf ist. Denn in erster Linie finde ich wie sehr viele Fans, dass man in dieser Mannschaft wieder spürt, dass sie will. Dass sie auch körperlich mehr als präsent ist. Dass die gegnerischen Spieler spüren, dass Rapid niemals aufgibt. Das finde ich uneingeschränkt richtig und gut. Und das ist auch ein Verdienst des aktuellen Trainerteams, dass endlich wieder eine Mannschaft auf dem Platz steht, die wirklich will. Und nicht hypersensible Schönwetterkicker alá Ivan und Co wie in der letzten Saison.
Gerade im Spiel (der Niederlage) gegen Salzburg hat Rapid (trotz der Niederlage) viele Fans emotional wieder zurückgewonnen. Es wurde die Story der kämpfenden, rackernden, niemals aufgebenden Grünen geschrieben, die auch in Unterzahl dem Dosengoliath die Stirn bieten und bis zur (fast) letzten Sekunde auch bestehen können.
Nun aber auch zum Aber (dem Haar in der Suppe), dass der alte grantelnde Rapidler auch darin finden kann. Nun ist körperliches Spiel sicher richtig für Rapid. Sicher richtiger als dieser „Ballbesitz-Handball“ mit dem man es die letzten Saisonen erfolglos versuchte.
Nur braucht es dafür auch die richtigen Kicker. Kicker, die pressen, attackieren und Gegnern den Ball abjagen – ohne dabei für jede Attacke gleiche eine gelbe (rote) Karte zu riskieren. Und da steigen mir exemplarisch beim Trio Schwab-Hofmann-Barac schon die Grausbirnen auf. Denn mit dieser Garde von Kickern wird jedes körperliche Spiel zum Hasard. Immer wieder im Kopf und in den Beinen ein bissl zu langsam werden Gegner so zum Freiwild, nicht weil man ihnen absichtlich wehtun will, sondern weil man einfach immer zu spät dran ist. Man kommt immer wieder den einen Schritt zu spät und trifft den Gegner damit auch öfter (als gewollt) genau so, dass es richtig weh tut.
Mein persönliches Fazit daher: Härte und körperliches Spiel – absolut ja, aber bitte nur von Kickern, die das auch können. Und auch wenn man es nicht gerne hört, aber wenn man sieht, wie ein Laimer oder ein Schlager im Team attackieren, dann hat das was mit Top-Fitness, Top-Koordination und Top-Timing zu tun. So muss das sein – und nicht immer ein bissl zu patschert und ungelenk. Es macht wenig Sinn, schon nach 10 Minuten die ersten Gelben zu kassieren und (wichtige) Spiele zu Neunt zu beenden. Und ich glaube, dass Rapid sogar (junge) Spieler im Kader hat, die diese Körperlichkeit auch gut getimt ausführen können.
Didi JA! Didi NA JA!
Und das ist auch mein ganz subjektives Gefühl gegenüber unserem Chefcoach. Ja, der Erz-Grüne tut der Mannschaft gut. Der Kader nimmt endlich wieder Formen an. Ebenso wie das selbstbewusste, kampfbetonte Auftreten. Und auch die Ergebnisse stimmen halbwegs. Man holt Punkte und wenn man mal verliert, dann in der Regel so, dass man sich nicht schämen muss.
Aber, Kühbauer lässt halt Rapid momentan auch wie Admira oder Sankt Pölten antreten. Im Underdog-Style. So wie halt alle seine bisherigen Mannschaften gespielt haben. Ob das allerdings für den „Budget-Zweiten“ aus Hütteldorf wirklich der richtige Stil ist, darf zumindest mittel- oder langfristig hinterfragt werden. Ich frage mich, ob Rapid nicht in Perspektive wieder die Mannschaft sein muss (oder werden muss), die dominant den Gegner mit Vollgas-Fussball bezwingt und die ihn nicht im Destroy-Modus versucht am Tor-Erfolg zu hindern. Der Zerstörer-Kick passt schon recht gut nach Pölten oder Mattersburg – aber für mich gar nicht nach Hütteldorf.
Wenn der dominante Vollgas-Fußball dann die nächste Phase im „Kühbauer-Masterplan“ ist, will ich nichts gesagt haben. Dann dient die aktuelle Phase wohl der Stabilisierung und dem Aufbau, bevor der SCR wirklich wieder magisch wird.
Weil wir gerade vom Aufbau reden: Ein großes Danke unserem Sportdirektor, der meiner Meinung nach einen sehr guten, unaufgeregten Job macht. Der Kader wird wieder sympathischer und jünger. Talente bekommen früher wieder eine Chance und wir kommen recht gut auch ohne die Ivans, Petsos´ und Pavlovics dieser Welt aus.
Kurz in eigener Sache: Ein längerer Krankenhausaufenthalt im Sommer nach heftiger OP sorgte leider hier beim Herzrasen_Blog für einen längeren Stillstand. Nun bin ich am Weg zurück und kann auch hier wieder häufiger mit meinem Herzensklub jubeln und hadern. GWG Kurt