Der (erste) Anzug sitzt

Vor der nächsten Länderspielpause und einen Tag nach dem Remis gegen die Salzburger Bullen. Zeit für eine kleine Zwischenbilanz aus Fansicht über die letzten Wochen der Rapid Wien.

Berg- und Talfahrt

Wie wir es von unserem Verein gewohnt sind, wie wir es meist lieben und manchmal verfluchen, lassen die Leistungen von Rapid uns auch in den letzten Wochen nicht kalt. Es geht nie einfach nur nach oben – und gottseidank auch nicht nur nach unten. Starke Halbzeiten und schwache Phasen im Wechselspiel. Das Spiel gestern gegen Salzburg war ein perfekter Spiegel für viele Spiele in dieser Saison. Ich möchte es nur kurz aus meiner ganz persönlichen Sicht Revue passieren lassen.

Man sieht die Austellung gegen den regierenden Meister und denkt sich. OMG, wie soll das gut gehen? Fountas krank/verletzt, Ritzmaier krank, Stojkovic verletzt, Petrovic krank und Kara und Demir sitzen erst mal draußen. Von den Langzeitverletzten wie Dibon oder Schobesberger ganz zu schweigen. Kann die Mannschaft so gegen Dosen bestehen?

Die ersten 20 Minuten erstaunen. Denn Rapid gibt richtig Gas. Arase ist so gut wie überall auf dem Platz. Gerade Arase, der in dieser Saison schon einige Durchhänger hatte. Der neue „Einser“ im Tor hält gut.

Dann kommt Salzburg immer besser ins Spiel und übernimmt ganz klar die Oberhand. Und man kommt aus dem Haare raufen gar nicht mehr raus. Was macht eigentlich Kitagawa da auf dem Platz? Hat Knasmüllner auch einen zweiten Gang oder spielt der hier wieder mal eine tempolose Gänsehäufl-Partie? Schafft Grahovac jemals einen Pass zu einem Mitspieler? Und warum ist Barac in einem Erstliga-Kader? Kein Tempo, keine Genauigkeit im Zuspiel und zum Teil haarsträubende Fehler. Salzburg macht das 1:0 und vergibt gute Chancen auf das 2:0, spielt gottseidank viele Szenen nicht fertig.

Und dann muss auch noch der Kapitän schwer verletzt raus. Bahnt sich da im Hinterkopf sogar ein neues Debakel nach dem letzten 2:7 an?

Nein, denn Kühbauer wechselt (endlich) Kara und Demir ein – und plötzlich steht da eine völlig neue Mannschaft in grünweiß auf dem Platz. Inspiriert von der Maschine im Sturm und dem kleinen „Hütteldorfer Joao Felix“ (wie einer von dazn das unlängst nannte) übernimmt Rapid in der letzten halben Stunde wieder das Kommando. Und auch Spieler, an denen man eben noch fast verzweifelte, zeigen sich plötzlich wieder von der besten Seite. Grahovac macht richtig Dampf, Barac knallt Pass-Bälle über 70 Meter zu Mitspielern und Knasmüllner macht extrem abgezockt und sehr schön sogar den Ausgleich.

Das ist wohl Rapid in der Saison 20/21. Wahnsinn – so oder so.

Einfach kann jeder

Und solche Spiele gab es in dieser Spielzeit schon einige. Das 4:3 in Wolfsberg nach 2:0 und 2:3. Die starke Leistung gegen Arsenal, die leider unbelohnt blieb und unserem Stammgoalie einstweilen mal den Fixplatz kostete. Das mehr als merkwürdige Match gegen Dundalk und und und. Rapid macht es uns Fans – und natürlich vor allem auch sich selbst in dieser Saison wirklich nicht einfach. Aber vermutlich passt das auch zu den äußeren Umständen dieses „Corona-Saison“. Mal 10.000, mal 3.000, mal 1.250, mal 1.500, mal 0 Zuschauer im Stadion. Planbarkeit Fehlanzeige. Und planbar oder vorhersagbar scheint zumindest für uns Fans auch die Performance unserer Rapid so gut wie nie zu sein. Auf europäische Grottenkicks folgen souveräne Auftritte in der Liga.

Anzug eins

Der sogenannte erste Anzug, also die „Stammformation“ – die es in der heutigen Zeit sowieso nicht mehr wirklich gibt – scheint erst mal gut zu sitzen. Aber durch die vielen Spiele gibt es auch viele Ausfälle, Verletzungen, Blessuren und ab und auch noch mal einen Corona-Fall. Also kommt man mit 13 oder 14 Spielern – und ohne (erzwungene) Rotationen sowieso schon lange nicht mehr durch eine (Halb)Saison.

Aber trotzdem haben sich in dieser Saison schon einige Leistungsträger zum einen neu gezeigt und zum anderen etabliert und gefestigt. Fountas trifft immer noch und belebt das Spiel mit seiner Dynamik und Effizienz. Darüber hinaus klappt auch das Zusammenspiel mit Newcomer Kara wirklich richtig gut. Die Maschine und der Knipser bereiten den Defensivreihen hierzulande jede Menge Probleme. Der Murg-Ersatz (eher Schwab-Ersatz) Ritzmaier zeigte schon mehr als einmal, dass er ein dynamischer feiner Kicker ist. Und Demir ist sowieso eine ganz besondere Augenweide, wenn er am Ball ist. Dazu hat sich der langjährige „Ergänzer“ Max Hofmann zum Abwehrchef gemausert. Der Linzer Max Ullmann beackert nicht nur bei Rapid seine Seite im Dauerlauf, sondern schaffte es auch ins Nationalteam. Stojkovic kurbelt unermüdlich auf der anderen Seite. Arase lässt ganz merkwürdigen Auftritten immer wieder auch recht denkwürdige Einsätze folgen. Der neue Kapitän Ljubicic findet sich immer besser in seine Rolle als Lenker, Stabilisator und Taktgeber in der Zentrale ein – GUTE BESSERUNG!

Neben diesen „Stammspielern“ liefern andere Kaderkicker immer wieder Leistungen ab, bei denen Licht und Schatten im Viertelstunden-Takt wechseln. Knasmüllner, Schick, Grahovac, Petrovic, Barac, Greiml zeigen gute Momente, um dann kurz darauf wieder OMG grotesk zu vernebeln. Einzig unser Kitagawa scheint irgendwie nicht und nicht in einen Lauf zu kommen. Wenn man ihm so zusieht, fragt man sich immer wieder, was der da eigentlich macht – bzw. was eigentlich seine Stärken (auf dem Papier) sind. Er irrt durch Räume, die keiner braucht und hat er mal den Ball ist er ihn schneller wieder los, als es uns lieb ist. Aber gut, vielleicht braucht er noch mehr Zeit – Alternativen haben wir eh kaum.

Es bleibt sicher spannend

Und wenn man schon wenig bis gar nichts vorhersagen kann in dieser grünen Saison, so kann man doch fix davon ausgehen, dass es spannend bleibt. Dritter, Zweiter, gar Erster in der Liga? Gruppenphase in Europa überstehen? Mal wieder ein Cupsieg? Alles scheint möglich bei dieser Mannschaft. Und dann ist es auch wirklich egal, ob man das mit dem ersten, zweiten, dritten Anzug schafft. Rapid ist heuer wieder um einiges spannender als in manchen Jahren zuvor – auch weil recht bescheidene und echt starke Phasen von jetzt auf gleich wechseln.

AUF EINE STARKE SAISON – GWG!

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